Nachlass - Gerhard Jussenhoven (Komponist, Musikverleger) 30.01.1911 – Ϯ 13.07.2006 

Gerhard Jussenhoven

© Foto: Musikarchiv NRW, Nachlasse G. Jussenhoven

Bestand:

Aktenbestand ab den 1930er bis 2000er Jahren

  • sämtliche Korrespondenzen (Texter, Plattenfirmen und Künstler, Abrechnungen, Werksanmeldungen, Geschichte der GEMA, Flyer, Eintrittskarten etc.)
  • Notenarchiv (sämtliche Druckausgaben, handgeschriebene Noten, Notenskizzen ab den 1930 Jahren, viele unvollendete Werke, im Laufe seines Lebens schrieb Jussenhoven etwa 1000 Titel.
  • Komplettes Schallarchiv, Schellack- und Vinylplatten, Magnetbänder mit Interviews, Demo-Aufnahmen, Radiosendungen, Mitschnitte seiner Revuen, Mitschnitte „Jussenhoven alleine am Flügel in seinem Wohnzimmer“

Auszeichnungen

  • Rheinlandtaler, Landschaftsverband Rheinland (LVR)
  • Urkunden
  • Viele Fotos mit Widmungen

Zeitraum: 1930er Jahren bis 2006

Bereich: Schlager, Revue, Karneval, Musical, Klassik

Geschichte zur Person:

Geboren 1911 in Köln, studierte Gerhard Jussenhoven Rechtswissenschaften, Musikwissenschaften, Harmonielehre und Komposition und wurde 1938 mit einer Dissertation über Urheberrecht zum Dr. jur. promoviert.

1939 gehörte er als erfolgreicher Musiker bereits zum Establishment. In Zusammenarbeit mit dem Texter Jupp Schlösser entstand „Kornblumenblau“, und insbesondere die Interpretation von Willy Schneider machte dieses Lied weltweit zum auflagenstärksten Titel mit mehr als 12 Millionen Schallplatten. Später folgte eine Tournee mit Willy Scheider durch die USA, wo Gerhard Jussenhoven ihn am Klavier begleitete.

Seine kölnischen und Kölner Lieder schrieb Jussenhoven zumeist mit eben jenem Jupp Schlösser, die fast alle erfolgreich und zum Teil bis heute zu Evergreens wurden.

Nach 1945 machte Gerhard Jussenhoven seine kompositorische Tätigkeit zum Hauptberuf. In der zweiten Hälfte der 40er Jahre gelangen ihm enorme kreative Volltreffer mit verschiedenen Revuen und dutzenden Liedern, die Deutschlandweit große Erfolge feierten.

Seine früher Beitritt zur STAGMA – nach 1945 GEMA – sicherte ihm schon früh durchaus ansehnliche anteilige Tantiemen der abzuführenden Gebühren. Später engagierte er sich über Jahrzehnte ehrenamtlich als Sachverständiger für die Belange der Komponisten und Textdichter bei der GEMA.

Allein zwischen 1946 und 1955 schrieb Jussenhoven 230 Titel. „Man war von morgens bis abends beschäftigt, um neue Melodien zu erfinden. Und raste man von einem Sender zum anderen“ wird er zitiert und was auf zahlreichen Interviews überliefert ist. Weitere 240 Titel entstanden in nur fünf weiteren Jahren.

Die Lieder, Revuen und Musicals seines umfangreichen Werks wurden national und international gesungen, interpretiert, gewürdigt und aufgeführt. Briefe, Korrespondenzen und auch buchhalterische Dokumente zeigen den Zuspruch und in vielen Korrespondenzen, Briefen, weltweiten Tantiemen Abrechnungen und Aufführungs- und Rechteanfragen. 

Seine Melodien wurden u.a. gesungen von Ilse Werner, Willy Millowitsch, Margot Eskens, Peter Alexander, Willy Hagara, Johannes Heesters, dem Kölner Männer-Gesang -Verein, Brings, Willy Schneider bis hin zu Interpreten aus den Niederlanden und US-Countrysängern wie Dokumente und Aufnahmen aus dem Nachlass beweisen.

Zum Schluss wollte er jeden Tag sein Tonband „Aus dem Handgelenk“ hören. „Da habe ich keine Kompositionen verwendet, sondern da habe ich mich hingesetzt und nur meine Finger laufen lassen.“ Dreißig Minuten. Nur in Moll.

 

Auswahl seiner Werke:

Kornblumenblau (1937)

Gib acht auf den Jahrgang (1938)

Die Hüsjer bunt om Aldermaat (1938)

Die hinger de Gardinge ton un spingkse (1939)

Sag ens Blotwoosch (1948)

Man müsste nochmal 20 sein (1953)

Ein Gruß, ein Kuss, ein Blumenstrauß (1955)

Badenwannentango (1961)

Ich möchte 100 Jahre werden

Schau nicht auf die Uhr (1950er)

Auswahl Revuen und Musicals:

Aat bliev At (1946)

Su oder su (1947)

Rund öm de Freud (1949)

Eau de Cologne (musikalische Komödie, Musical, 1963)

Cyprienne (Musical 1966)

Monsieur Malade (1972)

Gut Holz, Wilhelm! (Musical 1960er)

 

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